Es ist wieder Zeit für das monatliche „All you need is…“. Das Thema „Heimatküche“ umzusetzen, war etwas schwieriger, weil wir beide aus zwei unterschiedlichen Regionen kommen. Benni kommt vom Niederrhein, ich komme aus dem Emsland. Lange diskutiert haben wir nicht, ich habe einfach gesagt, ich mache was aus dem Emsland. Geworden ist es der Weggen oder auch Kilmerstuten, dem restlichen Deutschland eher als Rosinenstuten bekannt.
Meine Heimat: Das Emsland
Das Emsland als solches gibt es ja noch gar nicht so lange. Wir Emsländer sind schon länger existent, wenn man nur die Landschaft rund um die Ems nimmt. Aber als Gebilde gibt es uns erst seit den 70er Jahren mit der Kreisreform. Vorher bestanden wir aus Lingenern, Meppenern und Papenburgern (und diversen Ortschaften natürlich dazu).
Ich mag meine Heimat, in der die Uhren noch anders ticken. Alle Welt fährt mit dem Fahrrad, der öffentliche Nahverkehr steht deshalb regelmäßig vor der Pleite. Eigentlich müsste es nur eine Partei geben (das in meiner Heimatstadt ein Parteiloser, nämlich mein ehemaliger Musiklehrer, Oberbürgermeister ist, war quasi politisch gesehen das Aufregendste der letzten 50 Jahre), Trends finden selten ihren Weg und es kommt nur zweimal die Stunde ein Zug vorbei.
Aber genau das liebe ich an meiner Heimat: Es entschleunigt. Es ist alles flach (das einzig Hügelige sind Brücken), es ist weitläufig und ich habe zwei Gewässer, die mich erfreuen. Zum einen die Ems, zum anderen den Dortmund-Ems-Kanal. Mein Elternhaus stand genau so, dass es rechts zum Kanal ging und links ein alter Arm der Ems war. Wirklich bilderbuchmäßig. Genau deshalb muss ich in einer Stadt leben, die Fließgewässer hat.
Eine Besonderheit hat Lingen noch und wenn ich das erzähle, fangen die meisten an zu lachen. Für Kölner beginnt die Heimat sobald der Kölner Dom in Sichtweite ist. Meine Heimat beginnt für mich auch mit einem weithin sichtbaren Zeichen. Nein, es ist keine Kirche und kein Schloss, für mich beginnt meine Heimat dann, wenn ich das Atomkraftwerk sehe (ja, ich höre Euch jetzt lachen). Weil bei uns eben alles flach ist, sieht man das nun mal weithin, das konnte man nicht verstecken. Es ist übrigens das letzte, weil (glaube ich zumindest) jüngste, AKW, was dann stillgelegt wird.
Die Tradition des Weggenwegbringes
Jetzt sollte ich aber wieder zum Weggen bzw. dem Kilmerstuten zurückkehren. Bei uns im Emsland (und auch in anderen Regionen, z.B. Osnabrücker- und Münsterland) gibt es die Tradition des Weggenwegbringens. Wenn ein Kind geboren wird, kommen die Nachbarn und Bekannten mit einem Weggen vorbei. Dieser wird auf einer Leiter getragen und ist dick mit Zuckerguss und Mandeln bedeckt. Manchmal wird der Name des Kindes noch mit auf den Weggen geschrieben. Ziel ist das neugeborene Kind und wenn man angekommen ist, wird natürlich ordentlich Schnaps ausgeschenkt (ist im Emsland mit der Heimat dreier Schnapsbrennereien auch nicht verwunderlich, oder?).
Der Weggen wird auch Kilmerstuten genannt. Kilmer ist ein altdeutsches Wort für Kindstaufe (auch wenn sich das irgendwie negativer anhört). Den gleichen Namen gibt es übrigens auch in der Schweiz, dort soll es auch einen Kilmerstuten geben. Für all diejenigen, die sich für das Weggen wegbringen interessieren, habe ich unter dem Rezept ein Video eingebettet, welches es zeigt (zwar im Osnabrücker Land, aber es ist ziemlich gleich).
Der Rosinenstuten wird mit guter Butter und Schinken serviert. Und ich mag dadrauf noch saure Gurken. Ja, schaut nicht so verwundert. Das Süße der Rosine, dazu das Cremige der Butter, dann das Salzige des Schinkens und dann das Saure der Gurke. Nennt mich verrückt, aber ich mag es sehr sogar.
Die anderen Heimatrezepte findet ihr weiter unten im Beitrag.
Ein besonderer Rosinenstuten, genannt Weggen oder Kilmerstuten, wird in meiner Heimat, Das Emsland, gebacken. Dazu serviert man guten Schinken und Butter.
Sorgt dafür, dass sich dein Display nicht ausschaltet.
Die Butter in der lauwarmen Milch auflösen und die Hälfte des Zuckers hineingeben. Dann den Würfel Hefe zerbröseln und in die Milch geben. Das Ganze für 5 Min. ruhen lassen.
Die restlichen Zutaten, bis auf die Rosinen, hineingeben und zu einem glatten Teig kneten. Dann die Rosinen dazutun und in den Teig kneten lassen. Anschließend den Teig 45 Minuten gehen lassen.
Den Teig noch einmal durch kneten und straff länglich falten. Eine Kastenform einfetten und den länglich gekneteten Laib in die Kastenform geben und erneut 45 Min. an einem warmen Ort gehen lassen.Den Ofen auf 175°C (Umluft) vorheizen.
Den Teig der Länge nach von oben einschneiden und mit dem Eigelb-Milch-Gemisch bestreichen. In den Ofen geben und für 45 Min. backen. Nach 20 Minuten den Ofen öffnen und den Stuten noch einmal mit dem Rest der Eigelb-Milch-Mischung bestreichen. Sollte der Stuten dunkel werden, kann er auch mit einer Alufolie abgedeckt werden und die Restzeit gebacken werden.
Zubereitung im Thermomix®:
Hefe, Butter, Zucker und Milch in den Mixtopf geben und 7 Min/37°C/Rührstufe anstellen.
Alle anderen Zutaten, bis auf die Rosinen, hineingeben und 3 Min./Teigstufe zu einem glatten Teig arbeiten.Die Rosinen hineingeben und 1 Min./Teigstufe unterheben. Umfüllen und den Teig 45 Min. geben lassen.
Den Teig nach der Gehzeit noch einmal ordentlich durchkneten und straff länglich falten. Eine Kastenform einfetten und den Teig hineingeben, für weitere 45 Minuten gehen lassen.Ofen auf 175°C Umluft vorheizen.
Eigelb und Milch vermischen und den Teig der Länge nach einschneiden. Mit der Mischung bepinseln und 20 Minuten backen. Dann noch einmal bepinseln und weitere 25 Minuten backen.Herausnehmen und auskühlen lassen.
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