Es gibt soviel, was ich zu diesem Rezept von Oma Karolas Kartoffel-Möhren untereinander schreiben könnte, es würde für drölf Beiträge reichen. Und ich habe so eine Ahnung, dass es bei dem Text zum Rezept weniger um das Kartoffel-Möhren untereinander geht, als das was Oma Karola war.
Oma Karolas erster Beitrag: Ihr Kartoffel Möhren untereinander
So häufig habe ich schon ihr Gericht gekocht, dass es eine Schande ist, es noch nicht auf dem Blog zu haben. Genau zwei Gerichte hat Oma Karola immer gemacht: Sauerkraut-Kassler-Auflauf und eben dieses Kartoffel-Möhren untereinander. Ich kann mich zumindest nicht daran erinnern und auch nach Rücksprache mit meiner Familie kamen irgendwie nicht mehr Gerichte beisammen, obwohl Oma immer gekocht und gebacken hat und wir in einem Haus wohnten. Als das Thema der Blogrunde „Fix auf dem Tisch – Omas Klassiker“ lautete und Oma Sophies Klassiker schon hier auf dem Blog sind, war klar, es wird eines von Oma Karolas Rezepten und kann es im Prinzip nur ein Rezept geben, nämlich das Kartoffel Möhren untereinander. Die Rezepte der Bloggerkollegen findet ihr übrigens unter unserem Rezept.
Oma Karola – so viel in einem Leben
Ihr wollt mit Sicherheit wissen, was Oma Karola für eine Frau war oder? Wo fange ich da an? Ihr Leben reicht für drei Biografien. Und das Schlimme ist, ich weiß noch nicht einmal alles. Die Geschichte meines Großvaters (Flüchtling aus Schlesien), seine Irrwege nach dem Krieg und seine beruflichen Erlebnisse wurden einfach immer erzählt, von Oma eher weniger. Oma Karola hat gerne genäht, sie hatte sogar einen maßangefertigten Schrank, in dem die Nähmaschine versenkt werden konnte. Sie war gelernte Weißnäherin, ein Beruf, den es heute gar nicht mehr gibt, da er mit der Aussteuer zu tun hatte. Sie mochte Roger Whittaker und die Flippers sehr gerne. Wenn man sie etwas fragte, was man mit Ja oder Nein beantworten konnte, hat sie immer ein komisches „mmmh“ gemurmelt, da wusste man nie, war das ein Ja oder ein Nein? Sie hat meinen Opa immer Karl-Heinz genannt, andere hatten Spitznamen für ihn, aber sie blieb beim vollen Namen (und das obwohl Karola selbst ein Spitzname war und sie eigentlich Hedwig-Karolina hieß).
Als sie vom Rauchen loskommen wollte, hat sie Nikotinkaugummis gekaut und ist auf normalen Kaugummis hängen geblieben. Ich kannte keine einzige Oma, die Kaugummi kaute, aber meine tat es. Und dann auch noch so eklige mit Fruchtgeschmack. Morgens saß sie immer mit nassen Haaren am Tisch. Ihre Haare waren eh so ein Thema. Viel zu dünn und viel zu wenig, sodass immer auftoupiert wurde, Dauerwelle, na klar. Die Haare waren heilig und immer wenn die Friseurin ins Haus kam und mir die Haare schnitt, sagte Oma hinterher: „All das, was da abgeschnitten wurde, sollen sie mir mal auf den Kopf kleben!“
Als ich 18 war, wurde bei Oma Demenz festgestellt. Und ich weiß noch, wie erschüttert ich war, denn es war klar, dass Oma alles, was aus mir und meinen Geschwistern wird nicht mitbekommen würde. Nach der Diagnose waren das, glaube ich, die dunkelsten Stunden für sie. Denn zwischendurch bekam sie mit, dass sie etwas vergaß und sagte immer wieder: Ich möchte sterben. Als sie dieses Stadium überwunden hatte und vergessen hatte, das sie vergisst, war es eigentlich ganz gut. Meine Oma war eine liebe Demente. Mein Opa und sie haben sich sogar noch einmal ineinander verliebt. Sie tanzten gemeinsam im Wohnzimmer, wenn NDR 1 ein Lied spielte, gaben sich Küsschen und waren innig. Das war etwas, was ich all die Jahre mit einer „gesunden“ Oma nicht zwischen den beiden gesehen hatte. Das war einfach schön.
Oma hat natürlich nicht mitbekommen, wie ich geheiratet habe, sie hat Benni zwar noch kennengelernt, saß da aber schon teilnahmslos im Rollstuhl, auch wenn ich tief im Inneren glaube, das sie das mitbekommen hat.
Als es um dieses Rezept ging und Benni und ich um das fertige Kartoffel-Möhren untereinander saßen, sagten wir beide, wie schade die Sache mit den Großeltern doch ist. Wenn man jung ist, möchte man sich ihre Geschichten nicht anhören und wenn man in dem Alter ist, wo man ihren Rat braucht, die Geschichten zu schätzen weiß, sind sie nicht mehr da oder krank. Wir beide sind jetzt ohne Großeltern und wie gerne würden wir sie zwischendurch anrufen und einfach aus unserem Leben erzählen.
Oma hatte es in ihrem Leben nicht leicht, ein angenommenes Kind, ein eigenes Kind mit schweren Behinderungen, und all das hier zu erzählen, ist nicht meine Aufgabe. Wir beide teilen ein Schicksal, was wir nicht gewollt haben und ich hoffe, dass meines ein bisschen anders verläuft als ihres. Ich vermisse Oma und ihr „mmmh“ sehr, den Duft von Chanel No. 5, dass sich nochmal extra hübsch machen, wenn es Dienstags und Donnerstags in die Stadt ging, das Getrappel auf der Treppe, wenn sie nach oben stiefelte, um zu schauen, was wir Kinder denn so anstellten. Hach, Oma!
Zurück zum Kartoffel-Möhren untereinander
Schließen wir meine Erzählung jetzt einfach mal mit etwas Infos zu dem Kartoffel-Möhren untereinander. Eigentlich ist es nur ein Kartoffelbrei, der mit gekochten Möhren gestampft wird, dann abgeschmeckt wird und in eine Auflaufform kommt. Darauf kommt dann angebratenes Hackfleisch mit Zwiebeln und obendrauf gibt es eine Käsekruste.
Da das Ganze ja eine Blogparade ist, findet ihr all die anderen Blogger und ihre Oma Klassiker unter unserem Rezept verlinkt. Und weil ihr jetzt so viel über Oma Karola gehört habt, kommt jetzt nur noch das Rezept zum Kartoffel-Möhren untereinander.
Die Möhren und die Kartoffeln schälen und grob würfeln. In einem Topf mit Wasser bedecken, die Brühe hineingeben und in etwa 20 Min. kochen (bis die Möhren und Kartoffeln gar sind).In der Zwischenzeit die Zwiebeln schälen und würfeln und zusammen mit dem Hackfleisch in der Pfanne anbraten und beiseite stellen.Den Ofen auf 180° Grillen/Oberhitze einstellen
Einen Kartoffelstampfer nehmen. Das Wasser aus dem Topf abgießen. Schmand, Butter, Majoran sowie die anderen Gewürze hineingeben und alles zusammen verstampfen. Abschmecken und ggf. nachwürzen.
In eine Auflaufform den Stampf hineingeben, obendrauf das Hackfleisch legen und mit Käse bestreuen.Für 10 Min. in den Ofen geben, bis der Käse goldbraun knusprig ist.
Hier die Rezepte der anderen Blogger mit ganz viel Oma dabei:
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