Milch ist bei uns immer im Kühlschrank. Ich brauche sie für meinen Kaffee/Cappuccino, Benni für seine Flakes und die Kleine für ihr Porridge. Daher dürfte klar sein, dass wir der Einladung, uns einen Milchhof aus der Region anzuschauen, gerne nachgekommen sind. Der Driehsen-Hof in Tönisvorst ist unsere Anlaufstelle gewesen. Von uns aus eine knappe halbe Stunde, von unserer alten Heimat in Krefeld jedoch nur ein Katzensprung.
Der Driehsen-Hof am Niederrhein
Seit 1857 gibt es den Hof bereits und Jungbauer Markus, der den Hof einmal komplett übernehmen wird, ist sichtlich stolz darauf. Als wir in den Innenhof des Bauernhofs gelangt waren, um Markus zu treffen, kamen uns direkt fünf Hunde entgegen. Wir wurden herzlich von den Vierbeinern, natürlich auch von Markus begrüßt, und wussten, der Tag kann nur gut werden. Gegen späten Nachmittag waren wir gekommen, damit wir das abendliche Melken auch mitbekommen. 270 Kühe stehen auf dem Hof und werden morgens und abends gemolken.
Die Kühe werden in Altersgruppen gehalten, so haben die Kühe weniger Stress. Sie kennen sich schon aus der Kinderstube und kein pubertierendes Rindvieh geht einer Kuhoma auf den Keks. Ebenfalls ist die Fütterung so einfacher, denn ein Jungrind hat andere Bedürfnisse und Anforderungen als eine sieben Jahre alte Kuh. Im Schnitt geben die Kühe auf dem Driehsen-Hof sieben Jahre lang Milch. Das ist eine deutliche Mehrleistung von zwei Jahren im Vergleich zum Durchschnitt.
Vom Kalb zur Milch
Kurz vor der Geburt geht es in einen separaten Stall.Hier kommen alle trächtigen Kühe zusammen, bevor es in die Abkalbebox geht.Dieses Gemäuer stammt noch von Markus‘ Großvater. Damals konnte man sich schlecht vorstellen, dass der Hof mal so groß wird.
Eine Kuh muss ein Kalb geboren haben, um Milch zu geben. Diese Milchleistung wird dann durch das Melken versucht solange aufrecht zu erhalten bis das Rind wieder schwanger ist. Sechs Wochen vor der Geburt werden die tragenden Kühe dann separiert und auch nicht mehr gemolken. Stattdessen sind sie im Freiluftstall (das tun alle anderen Rinder auch), liegen auf ihren Matratzen und lassen sich den Rücken kratzen. Markus besamt die Rinder selber, dabei hat er eine Tabelle, wann die fruchtbaren Tage anfangen bzw. ein Gehör. Kühe werden nämlich ein wenig brünftig, wenn sie fruchtbar sind. Das stellte eine Kuh eindrucksvoll unter Beweis als wir in ihren Stall kamen. Markus meinte nur, das war sie heute morgen noch nicht, also wird es spätestens morgen der Fall sein, dass sie besamt wird. Alle Rinder haben übrigens an ihren Ohrmarken auch den Vaternamen stehen. Ferrari, Bretagne, Gocvan, Sailor – alles Namen von potenten Bullen, die Markus verwendet hat (Ferrari lief uns dabei am häufigsten über den Weg). Eine DNA-Datenbank verhindert übrigens, dass der Pool an DNA immer kleiner wird und nachher Verwandtschaftsgrade zu eng werden.
Manche Kühe sind einfach hübsch. Und klar, fährt Markus mit manchen seiner Nachzuchten auf auch Preisshows.
Das Futter für seine Kühe stellt Markus, bis aufs Kraftfutter, selber her. Beim Erzählen davon wie dann die Fahrsilos nach der Ernte angelegt werden, wird Markus übrigens wieder zum kleinen Kind. Denn an den Tagen brettern er und seine Mitarbeiter mit den schweren Schleppern über diese angelegten Fahrsilos zum Verdichten. Ich glaube, man kann sich das wie ein Offroad-Trip vorstellen, auf dem es wackelt, schaukelt und jede Menge PS in der Luft liegt. Manche seiner Tiere bekommen extra Futter, weil sie mehr brauchen oder weil sie gerade in eine bestimmte Phase übergehen. Dafür gibt es eine Art Süßigkeitenschrank. Die Tiere gehen da hinein und über den Transponder um den Hals wird ermittelt, ob denn eine Süßigkeit überhaupt in die Futterluke fallen darf.
Hier gibt es Zubrot für die Kühe, aber nicht für jede.
Das Herzstück: Die Melkanlage
Das Melken von 270 Kühen läuft natürlich nicht mehr von Hand ab. Wenn die Zeit zum Melken gekommen ist, dann merkt man, dass die Kühe Richtung Melkanlage drängen. Kein Wunder, ich würde das Gewicht auch loswerden wollen, was da zwischen den Beinen baumelt. Außerdem lockt natürlich auch das Futter, denn nur in der Melkanlage gibt es quasi Süßigkeiten. Markus‘ Melkanlage ist in einem Rund angelegt. Eine Art Karussell, welches sich dreht und währenddessen die Kühe melkt. Ein bis zwei Mitarbeiter stehen in der Mitte und kümmern sich um den Melkprozess. Das heißt vor allem: Euter reinigen, anmelken und dann den Melkroboter ansetzen. Und dann geht der Melkprozess los. Jede Kuh hat ein Halsband mit Transponder, sodass auch genau die gemolkene Menge festgehalten wird. Innerhalb von drei, vier Minuten ist dann das Melken erledigt. Haben die Kühe keine Lust mehr, dann wird der Hinterhuf ein paar Mal hin- und herbewegt, sodass der Euter wieder frei ist und es wird gewartet, bis das Melkkarussell wieder beim Ausgang angelangt ist. Dieser Prozess läuft zweimal am Tag ab. Und die Milchleistung wird dabei genau überwacht, um erkrankte Kühe direkt zu erkennen. Die höchste Milchleistung geben Kühe übrigens drei Monate nach einer Geburt ihres Kalbes. Man kann übrigens auch die Milchmenge sehen, die da gerade gemolken wird. Passt das nicht ganz genau, wird noch einmal nachjustiert, vielleicht saß die Melkeinheit nicht richtig oder die Kuh hatte keine Lust aufs Melken.
Die Milch geht direkt in einen Tank und wird dort solange gekühlt bis nachts die Tanklaster kommen. Das passiert mehrmals die Woche und vom Hof geht es dann direkt in die Molkerei. Die Milch wird natürlich auch ständig überwacht, schließlich soll die Milch alle guten Bestandteile enthalten, wenn wir Konsumenten sie trinken. Daher wird auch besonders viel wert auf Hygiene gelegt.
Mit dem Melkvorgang endete unser Nachmittag/Abend auf dem Driesen-Hof. Es hat uns sehr viel Spaß gemacht, einen Blick hinter die Kulissen eines Milchbetriebes zu werfen. Vor allem, wenn man von so viel Pfoten begleitet wird. Man bekommt auch ein Verständnis dafür, dass der Arbeitsalltag ganz schön anstrengend ist, früh anfängt und spätabends endet (gerade, wenn auch noch Erntesaison ist).
Da denkt wohl jemand, er gehört zu den Kälbern.
Ganz viele Milchhöfe bieten ihre Milch als Rohmilch direkt auf dem Hof an, schaut euch einfach mal in eurer Umgebung um, wahrscheinlich findet ihr auch einen Hof in eurer Nähe.
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